Bangkok
Mindestens zwei von uns haben am Morgen verschlafen: Karin und Peter. Mit leichter Verspätung kommen wir zum Frühstück. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht und haben Zeit, gemütlich zu speisen.
Anschließend rüsten wir für unseren ersten Ausflug in die große Stadt Bangkok. Für heute haben wir einen Besuch des Königspalastes geplant. Wir marschieren also zum Fluss, um von dort mit der
Schnellfähre eine Orientierungsfahrt mittels Boot zu unternehmen. Unterwegs fällt uns auf, dass Peter mit einem roten T-Shirt bekleidet ist. Dass das problematisch sein könnte, fällt uns erst
auf, als er von einem Thai angesprochen wird, der sich freut, weil er auch zu den "roten T-Shirt-Trägern" gehört. Für heute sind Demonstrationen angekündigt. Vielleicht sollte man nicht
gerade mit einem roten T-Shirt in den Königspalast gehen? Dani und Jan sausen in Khao-san-road und kaufen hier für Peter ein neues Shirt. Blau und mit Bierwerbung. Wir warten währenddessen schon
an der Fährstation. Wir fahren vorbei am Königspalast bis zur Endstation. Anfangs ist die Fähre so voll, das wir uns mit einem knappen Stehplatz begnügen müssen. Aber schon nach ein paar
Stationen bekommen wir einen Sitzplatz und genießen für 15 Baht pro Person eine reizvolle Fahrt. Am Ufer sehen wir vornehme Hotels, die bis in den Himmel ragen und rostige Blechhütten, die auf
Stelzen im Wasser stehen und den Eindruck machen, als würden sie beim nächsten Windstoß umfallen und mit der Strömung davon schwimmen. An der Endstation steigen wir um und fahren zurück bis
zum Fähranleger zum Königspalast. Hier schieben wir uns auf einem schmalen Pfad aus Brettern vorüber an unzähligen Händlern, die uns ihre Waren anbieten. Die Geruchsnerven werden dabei auf
eine harte Probe gestellt. Gerade zieht noch ein angenehmer, appetitlicher Duft von fremdartigen Speisen an unseren Nasen vorbei, da wird er schon vom scharfen Gestank getrockneter Fische
abgelöst um gleich darauf wieder dem Geruch köstlicher Gewürze oder fauligem Abfall zu weichen. Die anschließende Straße ist sehr belebt und wir schlendern sie bis zum Eingang des Palastareals
entlang. Die Sonne brennt mordsmörderlich. Zum Glück haben sich die meisten von uns mit Sonnenschutz eingerieben, um nicht schon am ersten Tag einem Sonnenbrand zu erliegen. Unser erster Weg
führt uns zum Smaragd-Buddha, der eigentlich aus Jade gemacht ist und in einem prunkvollen Gebäude zu besichtigen ist. Die Wände des Gebäudes sind prachtvoll mit Intarsien aus Keramik, besonders
aber aus Spiegelscherben geschmückt. Ein umlaufender Fries aus bemaltem Porzellan verläuft rund um das Gebäude. Auch die anderen, auf diesem Areal befindlichen Gebäude haben diese kunstvollen
Verzierungen und funkeln in der Sonne, dass es einem schwindlig werden könnte. Große, vergoldete Stupas (oder wie die Dinger in Thailand heißen) strahlen mit den Gebäuden um die Wette. Um dem
Smaragd-Buddha unsere Ehre zu erweisen, müssen wir die Schuhe ausziehen. Zum Glück haben wir vorher im Internet gelesen, dass Schultern und Knie bedeckt sein müssen und uns dementsprechend
angezogen. So brauchen wir keine Leihgarderobe in Anspruch nehmen. Man darf in diesem Gebäude weder fotografieren noch sprechen. Und sollte man sich auf den Boden setzen, dürfen die Fußsohlen auf
keinen Fall in Richtung Buddha zeigen. Der Buddha ist eigentlich recht klein. Vor den Altären knien Menschen und beten. Anschließend bewundern wir in den Galerien, die kunstvollen Malereien und
Restauratoren, die einige Ornamente neu mit Blattgold belegen.
Am eigentlichen Königspalast bewundern wir vor allem die Bonsai-Bäume und die uniformierte Palastwache, die gerade eine spektakulären Wachablösung celebriert. Anschließend gehen wir einen
kleinen Happen in einem gut gekühlten Restaurant essen.
Nun steht noch ein Besuch im Wat Pho auf unserer Liste. Durch einen gefühlten kilometerlangen Trödelmarkt führt unser Weg zu diesem Wat, der den großen, ruhenden Buddha beherbergt. Der Buddha,
aus Backstein und Gips geformt, ist vollständig mit Gold überzogen. Er ist 40 Meter lang und 15 Meter hoch. Auf seinen riesigen Fußsohlen sind Perlmuttintarsien zu bewundern, die den Weg der
Erleuchtung Buddhas darstellen. Die umgebenden Gebäude und Shedis sind reich mit Keramik- und Spiegelmosaiken geschmückt. Die Augen wissen am Ende gar nicht mehr, wohin sie noch blicken sollen.
Glanz und Glimmer flirren vor unseren Augen.
Zurück fahren wir wieder mit der Schnellfähre und nehmen auf dem Weg zum Hotel noch einen kleinen Imbiss in einer der vielen Gaststätten am Rande der Straße ein. Im Hotel ist eine Ruhepause
angesagt. Kurzes Bad im Pool und nach circa 2 Stunden brechen Dani, Jan und ich noch einmal in die Stadt auf. Peter und Annemarie sind müde und wollen lieber im Hotel zu Abend essen.
Wir marschieren zu dritt in Richtung Khaosan-road und lassen uns eine angenehme Fußmassage verpassen. In einer Bar in der Khaosan genießen wir ein köstliches Getränk, Melonen-Daiquiri. Und danach
könnte ich mir schon beinahe vorstellen, die Würmer und Käfer, die am Stand davor angeboten werden, zu probieren. Aber nein, lieber doch nicht. Ein kleines Stück weiter bekommen wir dann unser
leckeres Abendessen. Auf den Tischen neben uns schlafen ein paar Katzen und der Kellner hat trotz aus dem Ausschnitt hervorblitzenden Brüsten eine verdächtig tiefe Stimme und einen großen
Adamsapfel. Neue Welt, neue Erkenntnisse, neue Eindrücke.
Ein erlebnisreicher Tag zieht beim Einschlafen noch einmal an meinen Augen vorüber...